KREISJUGEND

 MUSIKKAPELLE

 BIBERACH

Frühjahrskonzert 2013

 

Klare Trompeten, prägnantes Schlagwerk, agile Flöten und Klarinetten prägten den Auftakt des Konzerts mit dem „Rakoczy-Marsch“ von Hector Berlioz. Hervorgegangen aus einem ungarischen Klagelied von 1730 entwickelte sich das Werk vom Volkslied zum Bestand staatlicher und militärischer Anlässe. Das Orchester musizierte sehr variabel in klar akzentuierten Abschnitten. Passagen im Marschrhythmus nahmen die Musiker mit Tobias Zinser am Pult durch bewegliche Umrankungen jegliche Schärfe.

Würdiger Wagner

Ebenso würdig, ohne gewollte Überzeichnungen, stellten sie das Eingangsthema von Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ vor. Weiche dezente Kleingruppen in den Klarinetten schufen die Basis, damit über die Flöten der satte Klang der Blechbläser operngerechte Szenerie in Töne fassen konnte. Vorwärtsdrängende Sequenzen erhöhten die orchestrale Spannung, die über transparente Intermezzi bis zum lupenreinen Schlussakkord durchgehalten wurde.

Vorwiegend orientalische Klänge gelten „Aurora“, der griechischen Göttin der Morgenröte. Thomas Doss, Jahrgang 1966, hat in einer Vielzahl interessante Zusammenstellungen von Instrumenten und Melodien die Vielfalt des Sonnenaufgangs in Amerika und Asien in ein mythenreiches Tongebilde gefasst. Aggressive Laute und ungewohnte Klänge versinnbildlichen moderne Geschäftigkeit als Gegensatz zu geheimnisvoll schwingenden Passagen passend zur Morgenröte – ein Paradestück, das den außerordentlich hohen Qualitätsstand der Musikerschar deutlich zeigte.

Kees Vlak schuf mit seinem „Westcoast Concerto“ ein seltenes Werk für Klavier und Blasorchester. Das Wechselspiel zwischen Franziskus Erb als überragendem Solisten und dem partnerschaftlichem Agieren des Orchesters mit gefühlvollen und jugendlich beschwingten Sequenzen zeigte eine ganz andere, jedoch absolut begeisternde Seite der Musiker. Auf klangvolle gebrochene Akkorde und virtuose Passagen folgten fetzige Sequenzen im typischen Bluessound. Mit solistisch erstaunlichen Kadenzen, thematisch an George Gershwin erinnernd, galt der frenetische Jubel des Publikums vor allem dem Solisten Franziskus Erb für sein bravouröses Musizieren.

In „Machu Picchu“ weist Satoshi Yagisawa in zeitgenössischer Musiksprache auf eine prächtige Inkafestung. Angereichert durch Harfe und Klavier beschrieb das Blasorchester in ausdrucksstarken Bildern die goldschimmernde Stadt Cuzco in den Anden. Klare Trompetensignale wechseln mit virtuosen Passagen des Xylofons, aufkommende Aggressivität vor allem im Blech steht für die Zerstörungswut brutaler Eindringlinge, mündet jedoch mit optimistischen Klängen in die wiederentdeckte „Stadt im Himmel“.

Wechselspiel der Stimmungen

Nach derart geballter Thematik wurden erholsame Klänge von Marsch und Trepak aus Peter Tschaikowskis „Nussknacker“-Ballett gerne angenommen. Behände und weiche, aber auch forsche Klänge gingen eine gelungene Kombination ein.

Unter den Zeitgenossen setzte Dirk Brosse mit „Tintin“ den Comic-Helden Tim und Struppi ein musikalisches Denkmal. Erfrischend heitere Episoden boten mit kraftvollen Passagen ein gut strukturiertes Wechselspiel im Stil von Filmmusik und Musical. „Huapango“ wies nach Mexiko und verband indianische Wurzeln mit dem Einfluss spanischer Eroberer zu einem klanglich facettenreichen Puzzle. Liedhafte Elemente und Virtuosität am Marimbafon wurden durch Einwürfe der Percussionsgruppe unterbrochen, jedoch nicht gestört, sondern ergaben reizvolle Überschneidungen im klanglichen Gefüge.

Gründervater Steuer dirigiert

Den Schlusspunkt des umjubelten Konzerts setzte Tobias Zinser mit der Uraufführung des berühmten „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fucik in der Bearbeitung von Jaroslav Zeman. Hier glänzte das Orchester in geschmeidiger Thematik und klarer Strukturierung, sodass das bekannte Werk eine neue Dimension erhielt.

Fetzige, aber auch klangvolle und schalkhafte Zugaben rundeten das Konzert ab, zu dessen Beginn Landrat Dr. Heiko Schmid namhafte Repräsentanten aus Bundestag, Kreis und Blasmusikverband begrüßt hatte. „Musik vermag anzurühren“, stellte er fest und dankte besonders Dr. Wilfried Steuer, der vor 36 Jahren als Gründervater den Anstoß zur heutigen Kreisjugendmusikkapelle gelegt hatte. Ihm wurde als Abschluss Zinsers Taktstock übergeben, damit er bereits im Vorgriff auf ein besonderes persönliches Jubiläum seinen geliebten Kreismarsch dirigieren durfte.