Die Kreisjugendmusikkapelle Biberach ist eine Einrichtung des Landkreises zur
Förderung der heimischen Blasmusik. Sie wurde 1977 auf Initiative des damaligen
Landrats Dr. Steuer gegründet und fand im damaligen Kreisverbandsdirigenten und
späteren Landesmusikdirektor Franz Barthold den ersten musikalischen Leiter. In der
KJK spielen derzeit ca. 100 junge Musikerinnen und Musiker aus dem ganzen
Landkreis. Sie ist ein Aushängeschild des Landkreises Biberach geworden und hat schon
bei vielen nationalen und internationalen Wettbewerben mit sehr guten Erfolgen
teilgenommen.
Den größten Erfolg erzielte die Kreisjugendmusikkapelle sicherlich beim
Weltjugendmusikfestival in Zürich 2005, als sie in der Höchstklasse einen 1. Preis mit
Auszeichnung erringen konnte. Auch 2012 nahm die KJK sehr erfolgreich in der
Höchstklasse beim Weltjugendmusikfestival in Zürich teil und gewann zudem den
Wettbewerb der Kategorie Auswahlorchester beim internationalen Jugendmusikfestival
2012 in Ehingen. Die Konzertreisen der KJK führten bisher z.B. nach Rom, Berlin,
Stuttgart, Teneriffa und zuletzt nach Tschechien. Viele ehemalige Mitglieder der KJK
sind heute Dirigenten und Ausbilder in ihren heimatlichen Musikvereinen. Aus ihren
Reihen sind inzwischen auch viele Berufsmusiker und Musiklehrer erwachsen. Seit dem
Jahre 2000 ist Musikdirektor Tobias Zinser der Dirigent. Mit großem Engagement und
fachlichem Können versteht er es immer wieder, die Kreisjugendmusikkapelle auf
höchstes musikalisches Niveau zu bringen. Unter seiner Leitung brachte die KJK bereits
zahlreiche Werke des Musikverlages RUNDEL zu ihrer Uraufführung, sowohl bei
regulären Konzerten als auch bei den RUNDEL-Dirigententagen 2011 und 2014, bei
denen die Kreisjugendmusikkapelle ihre herausragende Qualität vor jeweils rund 300
Dirigenten aus ganz Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Luxemburg
unter Beweis stellte.
Die Solistinnen und Solisten der Kreisjugendmusikkapelle beim Benefizkonzert in der voll besetzten Klosterkirche St. Verena in Rot an der Rot. (Foto: Landratsamt)
Kreisjugendmusikkapelle überzeugt auf ganzer Linie
Konzerterlös wird dieses Jahr an die Tafelläden im Landkreis gespendet
Bei ihrem Benefizkonzert hat sich die Kreisjugendmusikkapelle Biberach als Aushängeschild des Landkreises präsentiert. In der voll besetzten Klosterkirche St. Verena in Rot an der Rot trugen die 98 Musikerinnen und Musikern das von Musikdirektor Tobias Zinser zusammengestellte Programm auf differenzierte, einfühlsame und ausdrucksvolle Weise. Den Auftakt machte „Hercules“, eine kompakte Blasorchesterbearbeitung des Marschs aus dem 1. Akt von Georg Friedrich Händels gleichnamigem Oratorium.
Bevor das Konzert musikalisch fortgeführt wurde, begrüßte Dezernent Bernd Schwarzendorfer die Besucher und legte das Augenmerk auf den Verwendungszweck der Spenden: Beinahe 3300 Euro kamen zusammen und kommen in diesem Jahr den Tafelläden im Landkreis zugute.
Ein Höhepunkt war sicherlich das „Concertstück für 4 Hörner und Orchester“ von Carl Heinrich Hübler. Die Solisten Fabian Kösler, Hanna Weiß, Amelie Ziesel und Philipp Maier präsentierten als stimmiges Quartett ein hervorragendes Zusammenspiel. Das Orchester zeigte sich als adäquater Partner und begleitete das Hornquartett durchsichtig, ohne die Solisten zu überdecken. In „Angels in the Architecture“ thematisiert Frank Ticheli den dramatischen Konflikt zwischen dem Göttlichen und dem Bösen. Eines dieser Lieder wird von einem Engel, im Konzert von der Sängerin Verena Westhäußer hell und klar interpretiert, vorgestellt.
Für „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn Bartholdy und „Agnus Dei“ von Pavel Stanék bildete die Kreisjugendmusikkapelle einen vierstimmigen Chor. Nur wenige Musikerinnen und Musiker blieben an ihren Instrumenten und begleiteten die jugendlichen Stimmen. Mit zusätzlichen Sängerinnen und Sängern, zumeist Ehemalige, zeigte die Kreisjugendmusikkapelle eine weitere Seite ihrer musikalischen Vielfalt. Nach minutenlangem Applaus wurde das begeisterte Publikum mit einer Zugabe von Chor und Orchester belohnt: „Verleih uns Frieden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 15.11.2022 (sz)
Die Kreisjugendmusikkapelle Biberach begeistert in der Kulturhalle Ertingen. (Foto: Kurt Zieger)
Kreisjugendmusikkapelle gibt begeisternde Vorstellung
Freude der Musiker über erstes Konzert seit 2019 überträgt sich auf applausfreudige Zuhörer.
Ertingen - Weit mehr als 500 begeisterte Zuhörer überschütteten die Kreisjugendmusikkapelle Biberach mit ihren fast 100 Musikern bei ihrem ersten Konzert nach dreijähriger Pause. Musikdirektor Tobias Zinser führte seine musizierfreudige Schar zu vielfach außergewöhnlichen Interpretationen oft wenig bekannter Werke auf durchweg hohem Niveau.
Landrat Heiko Schmid gab in seinem Grußwort seiner Freude Ausdruck, dass nach der langen Durststrecke seit 2019 in der voll besetzten Kulturhalle Ertingen die Kreisjugendmusikapelle als das Aushängeschild des Landkreises Biberach in sinfonischer, jugendlich gestalteter Blasmusik wieder auftreten darf.
Festlich - feierlich, mit klaren Trompeten über einem zuverlässig agierenden Schlagwerk führt das Orchester in der Intrada in die
„Symphonic Suite" von Clifton Williams ein. Jedem der fünf Sätze liegt ein Grundthema zugrunde, der durch spezifische Zutaten sein eigenes Gesicht erhält. Ob klare Strukturen beim Choral oder exakt durchgehaltener Rhythmus beim Marsch, dichtes musikalisches Geschehen weitet sich stets zu orchestralen Höhepunkten. Ganz anders der antike Tanz, von einer Flöte behutsam in Szene gesetzt, rundet er sich von orchestraler Dichte zu dem fast verklingenden Eingangsmotiv. Themen, die eingangs gleichberechtigt erklingen, steigern sich zu einem rasanten Finale voll intensiv gelebter Leidenschaft.
„The Souls of Heaven" des Zeitgenossen Stephen L. Melillo ist vor allen in der Uraufführung durch die Kreisjugendkapelle Biberach ein emotional aufwühlendes Werk. 20 Stimmen stehen für 20 Kinder, die bei einem Amoklauf 2012 in einer Schule in Connecticut (USA) ums Leben gekommen sind. Zu dezenten Trommelschlägen weisen Flöten den Weg zur Bewältigung dieses Schreckens. Deren transparente Klänge sind trotz aller Beweglichkeit voll Trauer, bis das helle Blech in rhythmisch exakten Tonfolgen ins Geschehen eingreift. Mit viel Einfühlungsvermögen führt Dirigent Zinser seine jugendliche Schar durch dieses komplexe Tongeflecht.
Die ums Jahr 1980 entstandenen Armenischen Tänze von Alfred Reed basieren auf armenischen Volksweisen. Vor allem die Holzblasinstrumente prägen das Lied um den Aprikosenbaum. In Verbindung von Melodie und Rhythmus entwickeln sich musikalische Bausteine, die in orchestral frohem und stets abgerundeten Musizieren manche Beklommenheit löst.
Mit dem Rakoczi-Marsch von Hector Berlioz, einem ungarischen Marsch aus „Fausts Verdammnis". führte das Orchester in den zweiten Teil des umfangreichen Konzerts ein. In gewählter Abgrenzung von voluminösen und konzertant delikaten Partien spiegelte der Marsch die ungarische Landschaft wider. Kurzgefasste Einheiten voll spürbarer Lust am Musizieren milderten die oftmalige Wucht des zuverlässig durchgezogenen Marschrhythmus in einer neuen Bearbeitung von Stefan Schwalgin.
Werke und Arrangements von Siegfried Rundel sind bei vielen Musikvereinen im Kreis Biberach geschätzt und beliebt. So hat er für die Ouvertüre des „Zigeunerbaron" von Johann Strauß eine spezielle Bearbeitung für Blasinstrumente geschrieben. Glasklare Solis bekannter Themen zu dezent begleitenden großen Registergruppen strömen eine geradezu liebenswerte Faszination aus. Leichtfüßiges Musizieren im Orchester paarte sich mit exakt ausgewiesenen Sequenzen voll rhythmischer Eleganz. Nicht fehlen durften duftige Walzer-Klänge in tänzerisch abgerundeter Wiedergabe, mit Bravo-Rufen und viel Beifall quittiert.
Hinter „The Ghost Ship" des Zeitgenossen Jose Alberto Pina verbirgt sich die Story des alten Schiffswracks „American Star". Die abenteuerlich anmutende, in Wirklichkeit grausame Geschichte gibt dem Orchester die Möglichkeit, in gezielter Verbindung einzelner Register teils ganz eigenartige, teils beklemmende musikalische Spannungen zu erzeugen.
Der Wechsel in die Western-Film-Musik mit Broughtons „Silverado" zeigte die überaus große Bandbreite des Orchesters. Holz- und Blechbläser verhalfen in engen Kombinationen dem typischen Sound zu wirkungsvollem Genuss.
Im abschließenden „Mambo Jambo" von Perez Prado dominierten Rhythmusinstrumente der verschiedensten Ausrichtung zu mitreißenden Klängen der Blechbläser. Aufsteigende Strukturen, erschwerende Synkopen einberechnet, ergaben in oft dicht gewobenen Akkorden ein imposantes Musikspektakel.
Tosender Beifall der Zuhörer galt als Dank für den Genuss eines bedeutsamen Konzerts. Die eingegangenen Spenden, eigentlich für eine Konzertreise nach Ungarn gedacht, sollen nach dem Willen der jugendlichen Musiker notleidenden Kindern aus der Ukraine zugutekommen. Daher erklang statt des traditionellen Biberacher Kreismarsches Beethovens „Ode an die Freude" , in die auch die Zuhörer einstimmen konnten.
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 25.04.2022 - Kurt Ziegler