KREISJUGEND

 MUSIKKAPELLE

 BIBERACH

Frühjahrskonzert 2014

 

Wende und Mauerfall verarbeitet

Der Komponist hat darin seine persönlichen Erlebnisse mit der politischen Wende und den Mauerfall verarbeitet, erklärte Musikdirektor Tobias Zinser. Im Mittelpunkt der Komposition steht die Intervallfolge „1-9-8-9“, also Grundton, None, Oktave und None. Zu Beginn hört und spürt man das Spannungsfeld und die Unsicherheit der damaligen DDR-Bürger. Die Musik bleibt in keiner festen Tonart und springt zwischen den Harmonien.

Die Spannungen in der Bevölkerung werden durch sich aneinander reibende Harmonien (Dissonanzen) dargestellt. Es folgen dann Teile der beiden Nationalhymnen einzeln, bis sie dann gleichzeitig überlappend erklingen. Im Finale findet das Werk zu einer festen Tonart, die Mut und Kraft vermittelt. Ein markantes, rhythmisches Motiv führt schließlich zu einem Abschluss als Hymnus des Sieges für eine Zukunft in Einheit und Freiheit. Eine gute Interpretation des Werks ist Musikdirektor Zinser gelungen. Denn im Gespräch mit der SZ bekannte Komponist Siegmund Goldhammer: „Als ich das Stück gestern in der Probe erstmals angehört habe, kamen mir wieder die Emotionen vor 25 Jahren hoch.“

„Solostar“ des Abends

Das virtuose und technisch sehr anspruchsvolle Stück „Concerto No. 2“ (Gillingham *1947) für Marimba und Blasorchester verlangte von Vanessa Porter höchste Konzentration. Sie schöpfte am fünf-oktavigen Marimbaphon alle technischen und musikalischen Möglichkeiten mit einer Lockerheit aus; dazu ein Lächeln im Gesicht, so dass ihr die Schwierigkeit nicht anzumerken war.

Der Abschluss endete in einem feurigen Presto. Mit ihrem Vortrag wurde Vanessa Porter zum „Solostar“ des Abends, was Gäste und Musiker mit einem tosenden Applaus und Siegmund Goldhammer mit einem Händeschütteln der Solistin belohnte.

Schnelle Finger und eine gute Koordination der ineinandergreifenden Stimmen zeichneten das Holzregister in den technisch sehr anspruchsvollen Passagen von „Maskerade“ in einer Bearbeitung von Stefan Schwalgin aus.

Kanonendonner und Blitze

Dann Kanonendonner, Blitze und lautes Glockengeläut: Tschaikowski (1840 bis 1893) hat die „Ouvertüre Solonelle ‚1812’“ mit dem Sieg der russischen Truppen über Napoleon sehr massiv instrumentiert. Eine Kanone mit dem Einsatz von 16 Kanonenschüssen und lautes Glockengeläut symbolisierten den Triumph der russischen Truppen über Napoleon. Ein mancher Besucher suchte danach vergeblich nach den Rauchschwaden von den abgefeuerten Kanonen an der Decke. Während des Stückes kam ein separates Blechbläserensemble dazu, das aus ehemaligen Musikern der KJK bestand.

Eine eher ungewohnte Nummer

„Concerto.blecho.Grosso“ von Fritz Neuböck (*1965), eine von der KJK eher ungewohnte Nummer, ließ die sieben Blechbläser (Trompete: Christian Buck, Tobias Birk und Markus Elser, Posaune: Michael Emhart, Florian Renz und Christoph Mohr, Tuba: Christian Schick) als solistische Gruppe zum Orchester kabarettistisch auftreten. Unverkennbare Musik von Phil Collins gab es in „Phil Collins live“ mit den Solisten Nadine Miehle (Oboe), Timm Cebulla (Tenorsaxofon) Christian Buck (Trompete), Michael Emhart (Posaune), Dominik Keller und Steffen Moll (Schlagzeug) zu hören.

Weitere Werke zeitgenössischer Komponisten rundeten den kurzweiligen Konzertabend ab. Dirigent, Musiker und Solisten waren Champions. Das Orchester mit Tobias Zinser spielt ganz oben in der höchsten „Amateurliga“.

Meisterlich bewältigten sie die musikalischen Herausforderungen und eroberten die Herzen der Musikfreunde. Die erklatschten Zugaben galten auch als nachträgliche Geburtstagsständchen für Landrat Heiko Schmid und den Ehrenvorsitzenden Gerhard Schust.

(Schwäbische Zeitung 27.4.2014)